Was ist ein Normalobjektiv??

Dieser Ausdruck stammt vom normalen Sehen, also der Tatsache, daß bei dieser Brennweite weder eine Vergrößerung noch eine Verkleinerung des Bildes wahrgenommen wird.
Rechnerisch betrachtet entspricht das Normalobjektiv oder die Normalbrennweite in etwa der Diagonalen des Filmfensters. Dazu diese Tabelle:

Filmfenster in mm Diagonale in mm übliche Brennweite in mm Anmerkungen
18 x 24 30 25/35 siehe Ricoh Auto Half
24 x 36 43 50 die Standardkleinbildkamera
45 x 60 75 70 oder 75 klassische Rollfimkamera im Format 4,5 X 6 cm
60 x 60 85 75/80/85 häufigste Rollfilmkamera, Sie finden dazu alle Varianten auf meiner Seite
60 x 90 108 105 z. B. Zeiss Nettar 515/2 oder Super Ikonta C

Am auffälligsten ist, daß es bei den meisten Kleinbildkameras mit der Diagonalen von 43 mm die Brennweite 50 mm verwendet wird, richtiger aber eher 45 mm wäre. Die Brennweite 55 oder gar 58 mm wie an der Zenit 3M ist da schon ein schwaches Tele. Dementsprechend kleiner wird die Tiefenschärfe und auch mit den Freihandaufnahmen bei langer Verschlußzeit muß man aufpassen.
Interessant sind auch die Filmmasken, die z. B in meine Super Ikonta C eingelegt werden können. Bei der Super Ikonta wird dann aus dem Format 6 X 9 das Format 4,5 X 6, also genau die Hälfte. Sieht man nun in die Tabelle, dann wären fürs 4,5 X 6 Format 75 mm ideal. Nun bleibt es aber stattdessen bei 105 mm. Somit hat man bei dieser Variante ein 1,4-faches Tele. Und da muss man natürlich dran denken. Verschlußzeiten von z. B 1/30 sek sind aus freier Hand ausgeschlossen. 1/100 sek oder kürzer muss man schon wählen.
Und so gesehen spricht bei dieser Variante alles für einen lichtstärkeren Film.
Bei der Maske von 6 x 6 auf 4,5 X 6 ist es dagegen nicht so tragisch.
Die Halbformatkameras im Kleinbildformat wie die von Ricoh tendieren eher zum Weitwinkel wenn sie ein 25 mm Objektiv haben, denn 30 mm wären ja normal. Die Ricoh Auto Half SL hat 35 mm, das ist dann eher so wie das 58 mm Objektiv vieler russischer Kameras.

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