Kodak Retina II S

Eine klassische und schöne Kamera

Hersteller Kodak Kamerawerk Stuttgart
Modell Retina II S Typ 024
Filmformat 24 x 36 mm, Kleinbildfilm 135
Baujahr 1959-1960
Objektiv Hersteller
Modell
Schneider
Xenar 1:2,8/45 mm
Verschluss Synchro Compur 1" - 1/500 und "B"
und Selbstauslöser
Belichtungsmessung eingebauter Gossen Belichtungsmesser, gekuppelt
Fokussierung eingebauter, gekuppelter Entfernungsmesser 1,0 m - unendlich
Blitzanschluss Blitzschuh ohne Mittenkontakt
PC-Buchse rechts oben an der Standarte
Die Retina II S sieht auf den ersten Blick so aus wie die Retina III S. Sie steckt aber in einem kleineren Gehäuse, so wie die Retinetten, und hat keine Wechselobjektive.
Als kleinen Luxus bietet sie die Automatische Schärfentiefeanzeige, ähnlich wie an den Wechselobjektiven in der Compur-Fassung (DKL).

Erster Reparaturschritt, der Verschluss

Wie ja fast immer, laufen die langen Zeiten nicht richtig oder hakeln, dies war hier der Fall. Ohne die Kamera völlig zerlegen zu müssen wie z. B. bei den Reflex-Modellen von Kodak, kommt man hier bei relativ kleinem Aufwand an den Verschluss von vorne ran.
Die Kamera hat Frontlinsenverstellung. Deshalb muss als erstes die Frontlinse herausgedreht werden.
Man braucht auf alle Fälle solch Gummigreifer wie abgebildet und anschließend einen Schlüssel (spanner wrench), um die Mittellinse aus dem eigentlichen Verschlussgehäuse zu drehen. Ferner Reinigungsmaterial, z. B Wattebäusche, Waschbenzin, Reinigungsöl und neues Fett für die Fokussierverschraubung zwischen vorderer und mittlerer Linse.
Mit dem Gummigreifer dreht man als erstes den inneren, kleinen schwarzen Schutzring heraus.
Weiter geht es wie folgt: die jetzt sichtbaren 3 kleinen Schrauben ca. 1 Umdrehung lockern, nicht herausdrehen! Die kleinen Schrauben halten einen flachen Konterring hinter dem vorderen, großen Fokussierring. Nachdem man sich die Stellung des Chromringes bei unendlich gekennzeichnet hat (hier sieht man oben den kleinen Ritzer), kann man anfangen, die Frontlinse mitsamt des Fokussierrings gegen den UZS langsam heraus zu drehen. Ich merke mir dazu immer die Stellung der gesetzten Markierung, in dem Moment wo dieses Teil aus der Verschraubung der Mittellinse heraus kommt. Analog zu einem Uhrenzifferblatt. Diese Frontlinse löste sich bei 2 Uhr. Und genau da wird sie auch wieder eingeschraubt.
Beim Herausdrehen spürt man auch den Druck des Entfernungsmessers. Er tastet eine schiefe Ebene auf der Rückseite der Fokussierrings ab.
So sieht das Teil nun von der Rückseite aus, oben die Führung für den Abtastpin des Entfernungsmessers.
Und so das Bild an der Kamera. Vorne am Verschluss sitzt ja der außergewöhnliche Mechanismus für den Schärfebereich. Vor dem braucht man keine "Angst" haben. Nicht wie an den DKL-Wechselobjektiven! Dies ist ein Bauteil für sich, das mittig vorn angeschraubt ist und lediglich eine Verbindung zur Blende am eigentlichen Verschluss hat.
Aber der Reihe nach, als nächstes muss die Mittellinse erst einmal heraus.
Dazu braucht man gutes Spezialwerkzeug, denn beim Abrutschen zerstört man gern das Gewinde für die Fokussierung. Diese Linse muss immer fest sitzen, damit sie sich beim Fokussieren nicht mitdreht.
Vorher den Sitz bei 12 Uhr markieren und dann heraus damit. Und wieder die Uhrzeit notieren, bei der sie herauskommt und wieder eingeschraubt werden muss. Bei dieser Kamera war das 5 Uhr.
Bevor nun der Blendenring gelöst wird, muss der Belichtungsmesser noch auf 12 DIN eingestellt werden, die Blende auf 2,8 und die Verschlusszeit auf 1 Sekunde. So muss alles auch wieder zusammen gebaut werden. Der Belichtungsmesser ist "gekoppelt". Aufpassen also, sonst geht es hier schief.
 
Hier ist die Mittellinse nun schon draußen und die Verschlusslamellen liegen frei. Man blickt jetzt auf einen schwarzen Schraubring, der mit einer winzigen Schlitzschraube gesichert ist. Beide Teile entfernen und nun kann der Schärfentiefemechanismus vorsichtig abgenommen werden. Und zunächst nichts weiter.
Abgebildet links ist nun der Schärfentiefemechanismus. Die kleinen Löcher am Innenring sind für die winzige Schlitzschraube, es sind alles Gewindebohrungen. Oben ist die kleine Kugel zu sehen, die für das Einrasten der Verschlusszeit immer benötigt wird, vor dem Zusammenbau ihren Sitz fetten, dann fällt sie auch nicht wieder runter.
Abgebildet ist nun der ausgebaute Verschlusszeitenring, darin liegt das Pendant für die Steuerung der Verschlusszeiten. Sie rasten an einer Aussparung aneinander ein, wenn eingebaut. Die Verzahnung rechts oben greift in das Sternrad, das die Drehbewegung vom Stellrad (unter dem Verschluss) für die Blende hierhin überträgt. Das Sternrad ist auf dem Bild nur wenig zu sehen, man findet es oben rechts beim Kodak-Schild.
Jetzt ist das Objekt der Begierde, der offene Synchro Compur Verschluss zu sehen. Zum Verschluss haben ich und auch viele andere diverse Anleitungen geschrieben. In den meisten Fällen läuft er wieder nach einem Vollbad des Hemmwerks in Waschbezin und etwas neuer Schmierung. Gleiches gilt für den Selbstauslöser. Ich habe das Hemmwerk vorsichtig ausgebaut und so behandelt. Nach Wiedereinbau funktionierte alles auf Anhieb. Das ist nicht immer so, aber manchmal muss man eben auch Glück haben.
Ich habe schon etwas Übung mit den alten Kameras. Auch wenn diese Arbeiten recht einfach aussehen, Anfänger sollten an solch komplexe Kameras nur ganz vorsichtig heran gehen. Oft kommt etwas Unvorhergesehenes - und dann ist sie kaputt.
Nachdem nun der Verschluss wieder seinen Dienst verrichtet, wird alles wieder zusammengebaut. Jedes Teil vorher gereinigt und eventuell mit Öl oder Fett versorgt. Die Linsen müssen akribisch gereinigt werden, so schnell und so gut erreicht man sie nicht wieder. Auch die rückwärtige Linse kann man durch den geöffneten Verschluss "(B)" erreichen, jedenfalls von der vorderen Seite. Letzter Akt ist dann die Überprüfung der Unendlich-Einstellung. Mit einem Kollimator wäre es optimal, wenn man keinen hat, geht es auch mit einer Spiegelreflexkamera. Dazu hier und heute aber keine Anleitung.