Kodak Retina IIa

Eine Klappkamera mit gekuppeltem Entfernungsmesser und lichtstarkem Objektiv.

Hersteller Kodak Kamerawerk Stuttgart
Modell Retina II a Typ 016
Filmformat 24 x 36 mm, Kleinbildfilm 135
Baujahr 1951-1954
Objektiv Hersteller
Modell
Schneider
Xenon 1:2,0/50 mm
Verschluss Synchro Compur MX 1" - 1/500 und "B"
Belichtungsmessung ohne
Fokussierung kein Entfernungsmesser 1,0 m - unendlich
Blitzanschluss Blitzschuh ohne Mittenkontakt
PC-Buchse rechts unten an der Standarte
Die Retina IIa erschien zusammen mit der Ia, sie hatte aber einen Entfernungsmesser, der Verschluss war der gleiche, die Optiken waren die lichtstarken Linsen von Schneider oder Rodenstock. Quasi das Topmodell.
Reparaturmäßig sind die Kameras anspruchsvoll. Eine oft wackelnde Frontklappe und auch der Spannhebel sind nicht ohne. Die Feder für das Zählwerk ist sehr schwach, weil dünn, und oft schon abgebrochen. Der Verschluss, noch der Typ ohne Selbstauslöser, ist schwierig zu warten. Der Entfernungsmesser ist stabil und gut zu warten.

Erster Reparaturschritt, der Spannhebel mit dem Zählwerk

Es macht Sinn, diese Retina in Abschnitten zu reparieren, nicht gleich alles auf einmal abzubauen! Besonders für die folgenden Arbeiten, sollte die Verschlusseinheit nicht vorher abgebaut sein, sonst gerät der Mechanismus für das Spannen der Kamera durcheinander!
 
Wenn man die Kamera also oben öffnen muss, z. B. um besagten Entfernungsmesser zu reinigen und zu justieren, sollte man folgendermaßen vorgehen: Links hält man von Innen die Filmpatronenspindel fest und dreht oben das Rückspulrad mit der Fimmmerkscheibe ab. Das ist ganz einfach.
Den Spannhebel sollte man bis in die gezeigte Position bringen, etwa halb gespannt. Erst dann die Mittelschraube herausdrehen und die oberen Teile des Zählwerks abnehmen. So lassen sich die Teile einfacher wieder zusammenbauen.
Als unterstes Teil sollte dann die Feder für das Zählwerk zu Tage kommen. So wie abgebildet muss sie wieder eingesetzt werden, in die eckige Öffnung des Spannhebels.
Feder für das Zählwerk, Retina Ia und IIa Hier ist sie vergrößert einmal abgebildet. Die unterste Ecke bricht gern ab, dann ist das Zählwerk unwiderbringlich defekt, Ersatz bietet Kodak nicht mehr. Trotzdem muss sie eingebaut bleiben, sonst funktioniert auch der Spannhebel nicht, kommt nicht mehr zurück in die Ausgangsposition.
Zur Anschauung wird das Ganze jetzt gleich wieder zusammen gebaut. Über die Feder kommt als erstes eine Federscheibe, sie paßt in das folgende Teil auch hinein, ggf. sollte man die Teile überkopf einbauen.
Dann folgt dieses Teil, was aussieht wie ein Sägeblatt mit seinen Zähnen. Die dienen hier als Rücklaufsperre für das Zählwerk. Und in die Zwischenräume dieser Zähne muss die Zählwerksfeder einrasten, Aufnahme für Aufnahme.
Darüber kommt die größere Scheibe, mit der man das Zählwerk einstellen kann.
Und dann folgt die Zählscheibe selbst. Alle 3 letztgenannten Teile sitzen durch die Aussparungen unverdrehbar übereinander.
Nun gehört nur noch die Abdeckung drauf und am Schluß dann natürlich noch die Mittelschraube.
Die Abdeckung hat unten eine Bohrung in die der kleine Stift vom Aufzugshebel hineingehört. So sitzt sie dann mit der Markierung für das Zählwerk immer kameraseitig nach vorn , wenn der Spannhebel in Ruhestellung ist. Ein ziemliches Gefummel, eh man das alles wieder richtig zusammen hat und alles funktioniert. Irgendwann probiere ich es mal aus, und klebe die drei ineinander gehörigen Teil zusammen.
PS: ich habe es zusammengeklebt und es erleichtert die Arbeit ungemein!

Zweiter Reparaturschritt, der Tubus oder die Fokussierung

Um eine Kamera zu bekommen, die auch in der Bedienung Spaß macht, muss die Einstellung der Entfernung leichtgängig sein. Dis ist bei dieser Retina nicht der Fall gewesen.
Der Tubus oder Schneckengang muß gereinigt und neu gefettet werden, da führt kein Weg dran vorbei.
Das obere Gehäuse muss dafür ab, natürlich muss der Verschluss vorher ausgebaut werden. Hat man ihn ausgebaut, sieht man dahinter als erstes Teil diesen Ring mit dem Gelenkarm. Es stellt die Verbindung von dem Tubus zur Kamera her, und zwar dort zum Entfernungsmesser. Befestigt ist es mit 2 Senkkopfschrauben am Tubus und mit einer Spezialschraube an der Führungsschiene oben auf dem Hauptgehäuse der Kamera. Beim Zuklappen schwenkt es nach rechts weg, beim Aufklappen kommt es wieder heraus und wenn alles ordnungsgemäß eingestellt ist, kommt es direkt oder ganz nah an den Entfernungsmesser, so dass die Unendlich-Einstellung zunächst einmal unverändert bleibt.
Bei diesem Bild ist dieses Verbindungsteil schon ausgebaut. Der Tubus ist etwas herausgedreht für die Naheinstellung, man kann die Schneckengänge so gut erkennen. Hier ist schon alles gereinigt, anders könnte man die Details schwer sehen.
Man erkennt unten zwei kleine Schlitzschrauben, oben sind auch zwei, auf nächstem Bild zu sehen. Diese Schrauben halten mit ihren Rändern den Fokussierring. Bevor ewas abgebaut wird, erst auf unendlich drehen, dann die Stellung markieren durch Einritzen mit einem Stahl. Oft ist so etwas auch schon vorher einmal gemacht worden, nach Reinigung sieht man es sicher. Jetzt kann der eigentliche Fokussierring ab.
Es dreht sich nur der hier der zweite Ring von innen, an dem deutlich das Material Messing zu erkennen ist. Der innere Ring wird durch zwei rechteckige Halter fixiert, anders könnte der Tubus nicht funktionieren. Gehalten wird dies alles von einem filligranen Frästeil, das mit 6 Senkkopfschrauben an der Standarte befestigt ist. Die anderen Schrauben, die man hier wegen der Löcher durch besagtes Frästeil sehen kann, nicht lösen!!!
So sieht es abgenommen aus. Muss auf alle Fälle auch gut gereingt werden, bevor es wieder angebaut wird.
Jetzt kann man den eigentlichen Tubus vorsichtig herausheben. Ich hatte die 4 Schlitzschrauben für die Verbindung zum äußeren Fokussierring wieder eingeschraubt. Empfehlen kann ich nur, die beiden Teile nicht auseinander zu drehen. Reinigen kann man sie auch so, auf alle Fälle im Waschbenzinbad.
Und so sieht es von der Rückseite aus, schon schön gereinigt und wieder eingeölt, damit es sich nicht festsetzt. Gefettet wird es kurz vor dem Wiedereinsetzen.
An der gereinigten Standarte kann man jetzt den eingefrästen Ring erkennen, in dem der Tubus gelagert ist. Auch zu erkennen sind die zwei rechteckigen Halter oder Führungen für die Fixierung des inneren Ringes.
Die Reinigung muss sehr sorgfältig erfolgen, in der Führung war recht viel verhärtetes Fett. Anschließend muß hier neues Fett hinein.
Die 4 Schlitzschrauben die jetzt noch auf der Standarte zu erkennen sind, waren fast alle lose. Ich habe sie herausgenommen, eine nach der anderen und dann eingeklebt. Sicher ist sicher.
Stand der Dinge: 9. Februar 2020

zur Übersicht