Agfa Optima Parat - schnelle Verschlusswartung

Dies ist schon die dritte Optima Parat, die ich mir gegönnt habe. Die erste war völlig defekt aber sehr gut, um daran zu schrauben und zu lernen. Die zweite war von vornherein völlig in Ordnung und bei dieser war mir die Verschlusszeit für das Blitzen (1/30 sek.)oder die manuelle Einstellung zu lang.
Also Öffnen des Verschlusses! Und das bei diesem Miniaturverschluss.
Man beginnt sinnvollerweise mit dem Abnehmen der Vorderseiten, den Silberfischschuppen, oder wie soll ich die Teile nennen? Dafür sind von innen jeweils 2 Schrauben zu lösen.
Hier ein Bild von der linken Innenseite. Die 2 Schrauben sind schon entnommen. Ich hatte zunächst einmal ohne die Demontage der Vorderseiten begonnen, demnächst weiß ich es besser. Sie müssen ab. Denn sie halten den hintersten Chromring mit fest.
Vorne rechts muß vorsichtig die kleine Blende vom Auslöser abgenommen werden, danach kann man ihn abschrauben. Es geht auch ohne Abnehmen des Auslösers. Man muß dann den Auslöser halb gedrückt halten und die Wand auf diese Art abnehmen.
So sieht es dann aus, wenn alles abgenommen ist. Unter dem Auslösehebel sitzt noch eine Unterlage, die hier auf dem Foto mal daneben zur Anschauung platziert ist. Nicht vergessen beim Wiedereinbau.
Aber nun geht es vorn an die Linse!
Wichtig: Linse auf unendlich einstellen und unbedingt dort belassen! Von dieser Stellung ein Foto machen und möglichst noch mit einem scharfen Stahl einen Ritz zur Markierung auf der Rückseite der Fassung machen. Bei dieser Kamera steht das "R" vom Wort COLOR ganz oben.
Aber Vorsicht. Der Ring mit der Aufschrift ist auch nur geklebt. Ausprobieren, ob er noch gut fest sitzt, andernfalls erst neu verkleben. Keinen Kleber mit "Ziehfäden" verwenden!
Die Hebel für die Verschlusszeit und die Blende gehören während der Arbeiten auf die Automatikstellung!
Dann können die zwei Schrauben links und rechts von der Linse herausgedreht werden. Damit ist der schwarze Frontring und der darunter liegende Chromring frei.
Jetzt können vorsichtig ohne Verdrehen der Linse die drei winzigen Madenschrauben gelöst werden. Besser nicht herausdrehen. Ein Tupfer mit einem Lösungsöl vorweg hilft den Schrauben meist immer. Gewalt bricht die Köpfe der Schrauben auseinander. Dann den Frontring vorsichtig nach oben abnehmen. Wie gesagt, immer die Einstellung auf unendlich belassen.
So sieht es nun eine Etage tiefer ohne Frontring aus. Über dem Wort "COLOR" sind die drei Rasten für die Entfernungseinstellung nach den drei Symbolen zu erkennen.
Auch sehr gut zu erkennen, das R von dem Wort COLOR steht genau unter der rechten Raste, und dort muß es auch nach der kleinen Reparatur wieder stehen.
Und unter dem Frontring kann man dort, wo ich den Pfeil auf dem Bild links platziert habe, die kleine Federraste ansich betrachten. Nicht verlieren! Am besten gleich mit etwas Fett "fixieren".
Man dreht die Frontlinse zur Kontrolle vorsichtig im Uhrzeigersinn bis zum Gewindeanschlag herein. Bei dieser Kamera war noch ca. eine Viertelumdrehung möglich. Das bitte merken.
Natürlich muß die Frontlinse ganz herausgedreht werden. Aber nicht gleich damit loslegen. Um sie genauso wie vorher wieder einzuschrauben, muß man sich die Stelle merken, an der sie aus dem Gewinde frei wurde. Also vorsichtig herausschrauben (ca. 4 1/4 Umdrehungen) und am Schluß die Stelle am besten irgendwo aufschreiben: Zum Beispiel: Gewinde einsetzen, mit dem "R" vom Wort SOLINAR ganz oben.
Ist die Frontlinse raus, sieht man einen Schraubring wie an anderen Verschlüssen auch. Den muß man nun demontieren, das Werkzeug dazu sollte man parat haben.
Ich habe dann die Stellringe um den Verschluß hoch heben können und hatte Blick auf diese Verschlußelemente. Die kannte ich schon von meiner ersten Optima Parat, der verrosteten Teilekamera. Und ich habe dann hier ganz vorsichtig die Zahnräder geschmiert und hatte damit Erfolg. Die feste Verschlußzeit für das Blitzen oder die manuelle Einstellung von 1/30 sek. hört sich nun plausibel an. Hätte ich noch das Oberteil der Kamera abgenommen, wäre der Verschluß komplett sichtbar gewesen. Aber gereicht, um zu einem Erfolg zu kommen, hat es auch so.
Hier ein Bild vom vollständig geöffneten Verschluß meiner Teilekamera. Eigentlich ist da nicht viel drin, ist immerhin eine Kamera mit Programmautomatik.
Der Rückbau erfolgt dann wie gewohnt, Reinigen der Linsen nicht vergessen. War die Fokussierung zu schwergängig, ist jetzt auch Gelegenheit, das Fokussiergewinde zu reinigen und neu zu schmieren.
Auch die Rasten der Entfernungseinstellung nach den drei Symbolen (Porträt, Gruppe und Landschaft) vertragen gut etwas Fett.
Zum Schluß der eigentlichen Wartung ein Bild von der Geschwindigkeitsmessung mit meinen Utensilien. Bei 1/30 sek und Blende 5,6 habe ich 0,0320 sek. gemessen. Die Dezimale von 1/30 beträgt genau 0,0333 sek. Der gemessene Wert ist 3,9 % schneller. Was will ich mehr.
Bleibt noch die Überprüfung der Schärfe. Mache das meist mit einem Klebeband und einigen Filzschreiberstrichen darauf.
Mit voll geöffneter Blende und geöffnetem Verschluß an der zu überprüfenden Kamera schaue ich dann mit einer gut justierten SLR und Schnittbildindikator bei Unendlichkeitseinstellung (an beiden Kameras) auf die Striche des Filzschreibers. Die Ränder des Klebestreifens tun es meist auch. Hilfreich für die Durchleuchtung ist mal wieder meine LED-Lichtplatte.
Es sieht dann ungefähr so aus wie auf dem Bild links, das aber nur zur Anschauung mit meiner Digitalkamera gemacht wurde.
Alle Tipps sollten niemanden gleich dazu verführen, nun seine Kamera zu zerlegen. Etwas Übung und gutes Werkzeug gehören schon dazu.

zur Übersicht